Wirtschaftsforum des Kreises gibt Impulse zur Fachkräfteeinwanderung
Rund 700.000 Stellen sind in Deutschland derzeit unbesetzt. Eine Lücke, die es zu schließen gilt. Ein wichtiger Ansatz: Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen. Wie das gelingen kann und welche Möglichkeiten hier das sogenannte Fachkräfteeinwanderungsgesetz für Unternehmen bietet, damit befassten sich die Teilnehmenden beim Wirtschaftsforum im Ingelheimer Kreishaus.
„Fachkräfte fehlen derzeit in nahezu allen Berufsfeldern – ob im Handwerk, in vielen Dienstleistungsberufen, aber auch bei uns in der Kreisverwaltung. Es ist also eine Herausforderung dieser Zeit, Lösungen zu finden, wie wir dem Fachkräftemangel begegnen können“, so Landrätin Dorothea Schäfer bei der Begrüßung.
Beim Wirtschaftsforum wurde allgemein deutlich: „Es gibt viele Wege, um in Deutschland Fuß fassen zu können“. Das betonte auch der erste Gastredner Ghandi Eleyow, Projektverantwortlicher der Arbeitsagenturen Bad Kreuznach und Mainz. Er gab einen Überblick über die einzelnen Schritte im Anerkennungsverfahren für zugewanderte Fachkräfte und die Neuerungen im Gesetz mit dem Ziel, die Erwerbsmigration deutlich zu steigern. Insgesamt waren vier Referenten zum Wirtschaftsforum geladen. Konsens herrschte darüber, dass das beschleunigte Fachkräfteverfahren eine vereinfachte und vor allem zügige Möglichkeit für Arbeitgeber darstellt, wenn sie ausländische Arbeitskräfte einstellen wollen.
Volker Reinke, Fachbereichsleiter der Ausländerbehörde des Kreises Mainz-Bingen, berichtete aus der Praxis innerhalb der Behörde, bei der unter anderem die Aufenthaltstitel beantragt werden. „Unsere Aufgabe ist es auch, Kräfte aus dem Ausland zu gewinnen, denn wir sind auf sie angewiesen“, so Reinke. Dabei gebe es einfachere, aber auch komplizierte Fälle – jedes Anliegen sei ein Einzelfall und damit individuell zu betrachten. Er regte daher an, sich bei Rückfragen gerne direkt an die Behörde zu wenden. „Wir sind sehr bemüht, Ihnen zeitnah zu antworten“. Dafür eigne sich am besten das zentrale Postfach auslaenderbehoerde@mainz-bingen.de
Wie Fachkräfte konkret aus dem Ausland rekrutiert werden können, darüber informierte Jan Reifenberger von der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen. Voraussetzung dafür sei grundsätzlich, nur dort zu rekrutieren, wo auch ein Überschuss an Arbeitskräften im Ausland besteht. Sonst drohe das sogenannte „Brain Drain“, also die Talentabwanderung. Als erste Anlaufstelle für Unternehmen warb Reifenberger für „Make it in Germany“, ein Portal der Bundesregierung. Hier ist unter anderem eine Jobbörse integriert mit einer Vielzahl an Angeboten. Für den eigenen Betrieb geworben werden könne auch über Social-Media-Plattformen, die eigene Webpräsenz oder auf Fachmessen im Ausland. Darüber hinaus können sich Betriebe zum Beispiel bei der Website von „UBAconnect“ registrieren – hier werden interessierte Unternehmen mit internationalen Fachkräften für die sogenannte „Anpassungsqualifizierung“ zusammengebracht. Das bedeutet, Unternehmen begleiten die Mitarbeitenden auf dem Weg zur Anerkennung ihrer ausländischen Qualifikationen.
Wie wichtig die Vorbereitung von Unternehmen ist, wenn sie Personen aus dem Ausland beschäftigen wollen, veranschaulichte Ashraf El Weshahy von der KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz. „Es gilt, eine Willkommenskultur im Betrieb aufzubauen und die eigene Belegschaft auch für fremde Kulturen und Gepflogenheiten zu sensibilisieren“, hob er hervor. Denn die Fachkräfte aus dem Ausland seien häufig doppelt belastet, wenn sie nach Deutschland kommen: Sie hinterlassen unter Umständen ihre Familien, sie lernen eine neue Sprache und versuchen sich gleichermaßen zu integrieren. „Dieser Verantwortung müssen sich Unternehmen bewusst sein“, appellierte er. Wichtig sei zudem, eindeutige Rahmenbedingungen und eine klare Kommunikation zu schaffen. Das Ziel dabei: Missverständnisse vorbeugen. Dazu gehört auch, Arbeitsweisen und typisch deutsche Tugenden wie etwa Pünktlichkeit zu erklären. Damit dies gelingt, können Tandems gebildet werden: Erfahrene Personen im Unternehmen nehmen neue Mitarbeitende an die Hand und begleiten sie auf ihrem Weg.
Insgesamt herrschte beim Wirtschaftsforum Einigkeit darüber, dass sich bereits viele Unternehmen sehr stark um die betriebliche sowie gesellschaftliche Integration der Fachkräfte bemühen. Und der Bedarf an Fachkräften ist groß.
Das Wirtschaftsforum wird organisiert von der Wirtschaftsförderung des Kreises. Der Termin bildete den Auftakt für die diesjährige Veranstaltungsreihe zum Thema „Fachkräftegewinnung“. Insgesamt wird es in diesem Jahr drei solcher Foren zu verschiedenen Schwerpunkten geben.
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