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Lokal • 24. Oktober 2023

LandesJugendBlasOrchester Rheinland-Pfalz brilliert in der kING

Niemand hätte es besser zum Ausdruck bringen können als der Dirigent Björn Bus selbst. Sein Orchester hatte eine Woche Übungszeit in der Landesmusikakademie hinter sich und wuchs mit „Kontraste“ in der Ingelheimer Konzerthalle kING regelrecht über sich hinaus. Eine Woche, in der die Jugendlichen intensives Training während der Herbstferien in Kauf nehmen um dann öffentlich ihr Können zur Schau zu stellen.

Das LandesJugendBlasOrchester wurde vor über 30 Jahren gegründet und fördert Jugendliche, die Erfahrung im Spielen von Blasinstrumenten und Freude am Orchesterspiel haben. Jährlich werden an Ostern und im Herbst Konzertprogramme erarbeitet, denen 9-tägige Probenwochen vorausgehen. Die Musizierenden dürfen nicht älter als 26 Jahre alt sein. In Ingelheim war der jüngste Teilnehmer gerade einmal 13 Jahre.

Auftaktstück war die Rienzi Ouvertüre der großen tragischen Oper in 5 Akten von Richard Wagner, die am 20. 10. 1842 in Dresden uraufgeführt wurde. Die Oper handelt vom Leben des römischen Staatsmannes Cola di Rienzi (1313 – 1354). Bekanntester Teil der Oper ist die Ouvertüre, die alle wesentlichen Motive der Oper vorwegnimmt. Ursprünglich für ein Sinfonieorchester komponiert, gelingt es dem Landes JugendBlasOrchester in einem Arrangement von Douglas McLain, die Zuhörer mitzureißen. Mit diesem Eröffnungsstück, einem pathetischen Heldenmotiv, dem nuancierten Einsatz von crescendo und decrescendo stimmen die Musikerinnen und Musiker das Publikum auf einen facettenreichen Abend der Blasmusik ein. „Kontraste“ heißt somit auch der Titel des Konzertes, das unterschiedlichste Werke der Blasmusik präsentiert.

Mit Gustav Holsts Second Suite in F, 1911 komponiert und 1922 zum ersten Mal veröffentlicht, wendet sich der Komponist englischen Folksongs zu. In den vier Sätzen bearbeitet Holst unterschiedliche Folksongs, lediglich der 4. Satz nutzt er zwei Melodien aus Playfords „The Dancing Master.

Von Großbritannien wechselt das Programm nun nach New York. Mit Serge Lancens „Manhattan Symphony“ durchwandert der Zuhörer Stationen die die Ankunft in Manhattan, den Central Park, Harlem, den Broadway und schließlich das Rockefeller Center zum Inhalt haben.

Das Werk ist eine musikalische Ehrung der Weltstadt New York und basiert auf eigenen Reiseerfahrungen des Komponisten. Der Zuhörer wird mit imposanter Vielfalt konfrontiert, erlebt musikalisch die Leichtigkeit und Freude eines Spaziergangs im Central Park, bewundert die kosmopolitischen Seiten von Harlem und dem Broadway, bis hin zur Begeisterung für das damals höchste Gebäude der Welt, das Rockefeller Building.

Nach der Pause werden die Gäste Zeuge einer tragischen Sinfonie, die auch den Namen „The Tragic“ trägt. Der amerikanische Komponist, James Barnes, komponierte diese 1997, in den härtesten Momenten seines Lebens. Seine kleine Tochter Nathalie, noch im Babyalter, stirbt. Barnes sagt, dass diese Sinfonie die für ihn emotional aufreibendste war, die er jemals komponiert hatte. Nach der Dunkelheit und Verbitterung, die in den ersten beiden Sätzen zum Ausdruck kommen, fragt Barnes im 3. Satz, wie die Welt wohl ausgesehen hätte, wäre seine Tochter am Leben geblieben. Das Finale endet mit Hoffnung, der Wiedergeburt des Geistes.

Drei Tage, nachdem er diese Sinfonie beendete, kam sein Sohn Billy auf die Welt. „We shall love the light for it shows us the way, yet we will endure the darkness for it shows me the stars“. (James Barnes) Dem LandesJugendBlasOrchester gelingt es perfekt, die Stimmungen, die dem Stück zu Grunde liegen, zum Ausdruck zu bringen.

Ein großes Kompliment für viel Engagement und Leidenschaft. Hier wird der Grundstein für musikalisches Können in Perfektion gelegt, jeder Cent in die Förderung der Jugendlichen ist gut angelegtes Geld. Und so verwundert es auch nicht, dass das leider nicht so zahlreich erschienene Publikum eine Zugabe einforderte. Mit einem spanischen Paso doble verabschiedeten sich Björn Bus und sein Orchester. Ein wunderbarer Abend – für mich eines der besten Konzerte, die ich je besucht habe.

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