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Lokal • 9. Juli 2023

Ingelheim ohne Boehringer - kaum vorstellbar

Als im Jahre 1885 Albert Boehringer eine kleine Weinsteinfabrik in Ingelheim erwarb und mit 24 Mitarbeitern an den Start ging, konnte niemand ahnen, dass sich daraus ein Weltunternehmen mit mehr als 50.000 Beschäftigten entwickeln würde. Allein 9.400 Menschen arbeiten am Standort Ingelheim.

Für die Stadt ist das Unternehmen – dank der Gewerbesteuereinnahmen – ein Glücksfall. Und auch der Landkreis Mainz-Bingen profitiert über die Kreisumlage von dem Steuersegen. Obwohl sich aktuell die Lage etwas verändert – Boehringer investiert zunehmend außerhalb Deutschlands – ist die städtebauliche Entwicklung von Ingelheim ohne Boehringer kaum vorstellbar.

Ingelheim hat sich zu einer modernen Stadt entwickelt, mit einem attraktiven Zentrum, einer Kulturhalle (kING), die ihres gleichen sucht und einem Weiterbildungszentrum, das das größte in Rheinland-Pfalz ist. Auch die archäologischen Grabungen im Kaiserpfalz-Areal, die seit Beginn der Grabungen zu Beginn der 90er Jahre, Millionen verschlingen, wären ohne die steuerlichen Rahmenbedingungen nicht vorstellbar.

Jedes Jahr seit 1959 lädt Ingelheim zu den Internationalen Tagen ein – ein Event, das auf Ernst Boehringer zurückzuführen ist. Nach dem 2. Weltkrieg war das Bewusstsein für die friedliche Verständigung der Völker groß und Ernst Boehringer steckte viel Geld in die Idee des Kennenlernens von Ländern und Kunst. Bis zum heutigen Tag sind die Internationalen Tage ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt und Boehringer stellt eigens dafür Personal und Kapital zur Verfügung.

Aktuell investiert Boehringer am Standort Ingelheim 285 Millionen Euro in eine “Chemical Innovation Plant“ – eine Anlage, die in drei Jahren an den Start gehen soll. Am 2. Mai 2023 wurde in Anwesenheit von Bundeskanzler Scholz der Grundstein gelegt. Während Scholz auf die herausragende Bedeutung der Entwicklung medizinischer Produkte im 21. Jahrhundert verwies, erinnerte Hubertus von Baumbach von der Unternehmensleitung, daran, dass man als pharmazeutische s Unternehmen verlässliche Langzeit Planbarkeit brauche. Boehringer rechnet in den nächsten sieben Jahren mit ca. 20 Zulassungen für neue Medikamente. Aktuell jedoch sinken die Gewerbesteuereinnahmen drastisch und führen dazu, dass in Stadt und Landkreis intensiv über Einsparungen in den Haushalten nachgedacht wird. Immer wieder wird daher die Frage aufgeworfen, welche anderen Unternehmen – neben Boehringer – zu einer Stabilität der Haushaltssituation beitragen könnten. Da ist die Bioscientia in der Adenauerstraße zu nennen und auch die Kreisverwaltung ist mit 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Stadt. Kleine und Kleinstunternehmen sind eher unterrepräsentiert. Ingelheim profitiert von der Nähe zur Landeshauptstadt und ist als Gründerstandort in der Nähe der Johannes-Gutenberg-Universität beliebt. Auch die Hochschule Bingen führt mit sogenannten start-ups zu Unternehmensgründungen.

Ein Schwachpunkt, den die Stadt für sich ausgemacht hat, ist fehlender Wohnraum. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendeln nach Ingelheim, weil sie dort keinen geeigneten Wohnraum finden. Dies zu verändern, bleibt nach Meinung des Oberbürgermeisters, Ralf Claus, eine der größten Herausforderungen für die Zukunft.

Zieht man ein Fazit so kann man feststellen, dass Ingelheim ohne Boehringer kaum vorstellbar ist. Das Unternehmen ist der Stadt zugewandt, braucht aber auf nationaler Ebene verlässliche Rahmenbedingungen.

Am 15. Juli lädt Boehringer in der Zeit zwischen 10.00 und 16.00 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Wer sich über die Arbeit des Unternehmens informieren möchte, findet an diesem Tag reichlich Gelegenheit dazu. Junge Leute haben die Möglichkeit sich direkt vor Ort über Ausbildungsgänge schlau zu machen.

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