Der schwarze Holunder - eine magische Beere
Der Schwarze Holunder - eine magische Beere
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) gehört von jeher zur Welt der Sagen und Mythen. Um keine andere einheimische Pflanze hat der Volks- und Aberglaube so viele Geschichten gesponnen wie um den Holunderbusch.
Ist umgangssprachlich von Holunder die Rede, ist in der Regel der Schwarze Holunder gemeint. Außer diesem in ganz Europa und sogar bis nach Indien verbreiteten Moschuskrautgewächs (Adoxacea) gibt es in Mitteleuropa noch den Roten Holunder sowie den Zwerg-Holunder. Weltweit gibt es etwa zehn Arten Holunder.
Nordische Göttinnen und Grimms Märchen: Die in Norddeutschland ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Flieder bzw. Fliederbeeren wurde erst später auf den heute als Flieder bezeichneten Busch übertragen.
Für die Herkunft des Namens Holunder indes gibt es zwei Möglichkeiten. Die wahrscheinlichere verweist auf die nordgermanische Mythologie, die den Strauch mit der Unterwelt- und Schutzgöttin Hel bzw. Holda in Verbindung brachte. Das berühmte Grimm-Märchen von der Frau Holle bezieht sich auf diese Sagengestalt.
Denkbar ist auch eine Herleitung vom Begriff „hohl“, da sich das Mark der Pflanze leicht entfernen lässt. Aus den hohlen Ästen fertigten Menschen schon in prähistorischer Zeit Flöten und andere Alltagsgegenstände. Sehr wahrscheinlich nutzten die Menschen der Vorzeit auch schon den in den Beeren enthaltenen violetten Farbstoff Sambicyanin, etwa um Haare oder Leder einzufärben. Heute wird dieser natürliche Farbstoff wieder verstärkt für Lebensmittel und Textilien verwendet.
Positive und negative Eigenschaften: In der Sagenwelt des Mittelalters werden dem Holunderbusch viele positive, aber auch negative Eigenschaften zugeschrieben. Schon die Germanen der Antike glaubten, dass Freya, die Beschützerin von Haus und Hof, in einem Holunderbusch lebte. Sogar die antiken Griechen und Römer waren von guten Geistern im Hollerbusch überzeugt. Die Sitte, einen Holunder in der Nähe des Hauses zu pflanzen, ist also Jahrtausende alt.
Andererseits soll sich Judas Iskariot nach seinem Verrat an Jesus an einem Holunder erhängt haben, sodass die Pflanze im Christentum auch als Baum des Teufels gilt. Zu den zahllosen Geschichten aus der Welt des Aberglaubens gehört es daher, dass ein verdorrender Holunder im Hof den Tod eines Familienmitgliedes ankündigen sollte.
Starke Inhaltsstoffe: Viele Mythen ranken sich natürlich auch um die Heilwirkung des Schwarzen Holunders. Ein Tee aus Holunder, meist als Fliedertee bezeichnet, war fester Bestandteil der so genannten „Bauernapotheke“.
Das Gebräu galt als äußerst wirksames Hausmittel gegen Erkältungen, Nieren- und Blasenbeschwerden und stand im Ruf, Herz und Kreislauf zu stärken. Darüber hinaus sind zahlreiche abergläubische Praktiken überliefert. So erhofften sich etwa kinderlose Bäuerinnen vom Umschlingen eines Holunders die lang ersehnte Schwangerschaft.
Viele der gesundheitlich positiven Eigenschaften des Schwarzen Holunders sind heute entschlüsselt. Als wesentliche Faktoren gelten der sehr hohe Anteil an Vitamin C (ca. 18mg/100g), außerdem Vitamin B, Fruchtsäuren und verschiedene ätherische Öle, die auch in den Blüten enthalten sind.
Auch die farbgebenden Stoffe (Sambucin, Sambicyanin, Chrysanthemin) wirken positiv auf den Organismus: Diese sekundären Pflanzenstoffe gelten als Antioxidans, das Zellen des Körpers vor freien Radikalen schützt und so den Alterungsprozess verlangsamt.