Heidesheimer gedenken der Reichsprogromnacht
Der 9. November 1938 ist als der Tag des Schreckens und der Menschenverachtung in die Geschichte eingegangen. Überall im nationalsozialistischen Deutschland setzten SA-Kolonnen jüdische Geschäfte, Wohnungen, Schulen und Synagogen in Brand. Teilweise wurden auch Juden misshandelt, es kam zu Raub, Plünderungen und sogar Totschlag. Die Masse der Deutschen schaute untätig und eingeschüchtert zu, nur wenige halfen den Juden.
Zum Gedenken an diesen Tag finden in vielen Städten Gedenkveranstaltungen statt. Menschen treffen sich an ehemaligen Synagogen, sie laufen entlang der „Stolpersteine“ und erinnern sich an das Schicksal ehemals jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. In Heidesheim traf man sich am 9. November diesen Jahres an der katholischen Kirche in der Bingerstrasse um entlang der „Stolpersteine“ der jüdischen Menschen in Heidesheim zu gedenken. Ein ökumenisches Gebet mit Liedern und Texten hat den Abend abgerundet.
Nach Karl Urhegyi („Heidesheimer Judennamen“, 2. Auflage November 2018, Seite 3) habe es in Heidesheim bis 1988 keine Gedenkveranstaltungen gegeben. Urhegyi erinnert sich besonders an den 60. Jahrestag der Progromereignisse. Der damalige Ortsbürgermeister hatte zu einer Sitzung des Gemeinderates eingeladen, ohne auch nur mit einem Wort an die Ereignisse des geschichtsträchtigen Tages zu erinnern. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Urhegyi dann eine persönliche Erklärung ab:
„Es bedrückt mich, dass es in Heidesheims Öffentlichkeit niemanden gibt, der anlässlich des 60. Jahrestages auf die Kristallnachtereignisse in unserer Gemeinde hinweist. Das Böse wird nicht aus dieser Welt verschwinden, damit müssen wir uns abfinden. Soll es aber nicht Oberhand gewinnen in unserem Dasein, dürfen wir nicht vergessen, im Gegenteil, wir müssen uns erinnern, denn nur derjenige weiß, wohin er geht, wenn er weiß, woher er kommt, um Zukunft zu gestalten.“ (Quelle, ebda. S. 3)
Am Ende bat Urhegyi die Anwesenden sich zu erheben und in einer Schweigeminute derer zu gedenken, die Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns wurden.
Auf dem jüdischen Friedhof in Heidesheim erinnern heute noch elf Grabsteine an die Zeit, als Heidesheim Wohnort von Jüdinnen und Juden war.
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