Weltausstellung 1900 - Recht hübsche Rotweine aus Ingelheim
Der Ruf eines Weines wurde im 18. und frühen 19. Jahrhundert vor allem von reisenden Schriftstellern in die Welt hinaus getragen. Wenn einer dieser „Vergnügungsreisenden“ einen herausragenden Jahrgang lobte oder die Vorzüge einer bestimmten Weinlage pries, hatte das einen gewissen Einfluss auf seine Mitmenschen. Der Weinliebhaber in diesen vorindustriellen Zeiten hatte ansonsten wenige Möglichkeiten, über seinen Tellerrand hinauszublicken.
Das änderte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Zunächst stellten Produzenten ihre Weine noch bei lokalen Veranstaltungen vor. Sehr schnell etablierten sich aber überregionale und nationale Messen, bei denen Weine und Sekte zum ersten Mal nicht nur verköstigt, sondern auch prämiert wurden. Auf diese Weise konnten Weingüter und Winzer Bekanntheit weit über ihre heimatliche Region hinaus erlangen.
„Moussierende Weine“ 1842 in Mainz
Die „Erste Deutsche Industrie Ausstellung“ fand 1842 in Mainz statt und gilt heute als Meilenstein der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Sie dauerte vier Wochen, in denen rund 75.000 Besucher in das Deutschhaus neben dem Mainzer Schloss strömten. Franz Reuleaux, Preisrichter mehrerer Weltausstellungen im 19. Jahrhundert, erkannte bereits den Charakter dieser ersten Industrieausstellung: „Im Gegensatz zu den traditionellen Märkten und Messen ging der Wettbewerb der gewerblichen Ausstellungen nicht mehr um die Gunst des Käufers, sondern um die Auszeichnungen des Preisgerichts.“
Unter den 270 Ausstellern waren auch einige Mainzer Fabrikanten und Händler vertreten. Sie stellten im Deutschhaus ihre „moussierenden Weine“ vor (moussieren von frz. mousse = Schaum) und haben die sich gerade erst entwickelnde Sektproduktion in Mainz und Umgebung damit beeinflusst. Auch der junge Christian Adalbert Kupferberg (1824-1876), der 1850 die Sektkellerei Kupferberg auf dem Mainzer Kästrich gründete, mag von den prickelnden Weinen für sein eigenes Geschäft inspiriert worden sein.
Der Schritt auf die Weltbühne
Mit der ersten Weltausstellung 1851 in London wurde die Bühne schließlich international. In den folgenden Jahrzehnten wuchsen die Weltausstellungen immer weiter und erreichten im Jahr 1900 einen Höhepunkt: Auf dem Gelände zu Füßen des Eiffelturmes in Paris zählte man sage und schreibe 50 Millionen Besucher. Bei der zu diesem Zeitpunkt größten Messe aller Zeiten waren in der Kategorie „Weine und Branntweine“ 13 Produzenten aus Rheinhessen vertreten. Auch Josef Neus aus Ingelheim war in die Weltstadt an der Seine gereist, um drei seiner Weine zu vermarkten. Er wurde unter der Nummer 353 gelistet als „J. Neus – Oberingelheim a. Rhein – Alleiniger Besitzer des Oberingelheimer Sonnenberg. Weinhandlung und Export nach allen Ländern“.
Im offiziellen Ausstellungs-Katalog des Deutschen Reiches hieß es damals, in Rheinhessen werde auf 11.717 Hektar Fläche Wein angebaut. Die errechnete jährliche Ernte betrug demnach 270.239 Hektoliter. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 erwartete das Deutsche Wirtschaftsinstitut für Rheinhessen einen Ertrag von 2,3 Millionen Hektoliter. In der Beschreibung des Anbaugebietes Rheinhessen heißt es weiter: „Der Hauptsache nach wird unter Benutzung der Riesling-, Sylvaner und Ruländer Rebe Weißwein gebaut, wovon Ingelheim und einige Nachbarorte, welche mittels der Spätburgunder Rebe recht hübsche Rothweine liefern, eine Ausnahme machen.“
Auch interessant
Nein, es war nicht das erste Mal, dass HG. Butzko am 14. Januar 2024 in Ingelheim war. Er kommt seit vielen Jahren, allerdings beim ersten Mal mit Taxi vom Ingelheimer Bahnhof zum damaligen „Hote...