Ein Raum der Stille - was ist denn das?
Es gibt ihn im Deutschen Bundestag, in einigen Landtagen, vielleicht sogar in einigen Schulen und im Seitentrakt des Brandenburger Tores in Berlin. Man findet ihn auch in Krankenhäusern, Bahnhöfen, Flughäfen und einigen Universitäten. Es sind Räume, die sich durch Stille auszeichnen und überkonfessionell sind. Sie sollen Gelegenheit bieten, sich zu besinnen, zu meditieren oder zu beten. Baulich sind die Räume meist in hellen Farben gehalten und religiös neutral.
Politiker müssen Entscheidungen treffen, das ist ihr Beruf. Diese sind nicht immer einfach gelagert und können individuell auch belasten. Wie soll ich mich entscheiden, welche Konsequenzen wird meine Entscheidung nach sich ziehen? Da tut es gut, sich für eine Stunde zurückzuziehen um im „Raum der Stille“ Klarheit über das eigene Tun zu gewinnen oder im Gebet Kraft zu finden.
Im Seitentrakt des Brandenburger Tores, einem der belebtesten Stätten der Großstadt, findet man ebenfalls einen „Raum der Stille“. Stille und der Wunsch nach Frieden werden in einer Wandtafel im Vestibül des Raumes optisch veranschaulicht, ein Relief von P. Franz Prendtke zeigt in hellen Farben eine stilisierten Figur, die Handbewegung drückt den Wunsch nach Ruhe aus. Hier kann man inmitten des Lärms der Großstadt sitzen und einfach nur die Stille genießen. Niemand spricht, nichts stört die Einkehr. In Krankenhäusern wünschen sich die Patientinnen und Patienten nichts mehr, als baldige Genesung. Ein „Raum der Stille“ ist genau der passende Ort um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen und psychische Stärke zu gewinnen.
An Flughäfen und Bahnhöfen ist der einzelne Mensch nur einer unter vielen. Hektik und Uhrzeiten bestimmen den Ablauf. Ein Rückzug zu einem Ort, der genau das Gegenteil beschreibt, ist für viele wohltuend und eine emotionale Bereicherung.
In Schulen ist dieser „Raum der Stille“ eher noch eine Ausnahme. Er ist in den Schulbaurichtlinien nicht vorgesehen und so obliegt es jeder Schule selbst - je nach Raumsituation - einen solchen Ort einzurichten. Hier können sich Klassen versammeln, die zum Beispiel den Tod eines Mitschülers oder einer Mitschülerin verkraften müssen, ein schlimmes regionales oder weltpolitisches Ereignis verarbeiten wollen. Auch jeder Einzelne kann sich dorthin zurückziehen, weil er oder sie dies gerade braucht.
In unserer hektischen und lauten Zeit ist ein „Raum der Stille“ eine Oase der Ruhe und Geborgenheit. Mögen sich viele Institutionen entscheiden, einen solchen Ort zu schaffen.







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