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Lokal • 27. Januar 2025

Die Ober-Ingelheimer Synagoge

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages stellt sich die Frage, wie Juden zur Zeit des Nationalsozialismus in Ingelheim gelebt hatten. Fakt ist, dass es – anders als in manchen Gemeinden und Städten – in Ingelheim keine Ghettoisierung gab. Dies hing auch damit zusammen, dass Juden stark in das gesellschaftliche Leben einbezogen waren. Viele waren in Sport-, Gesangs- und Karnevalvereinen, aber auch in unterschiedlichsten Parteien waren sie aktiv. Die Tatsache, dass Juden gut integriert waren, mag auch an dem freiheitlichen Umfeld – besonders in Ober-Ingelheim – gelegen haben. Hier wirkte das Leben von Dr. Martin Mohr nach, der die demokratischen Ideale von 1848 vertrat.

1933 – also kurz nach der Machtergreifung – lebten in Nieder- und Ober- Ingelheim 135 Menschen jüdischen Glaubens. (Quelle: Meyer/Mentgen, Sie sind mitten unter uns, Die Geschichte der Juden in Ingelheim, Ingelheim 1998) 1935 forderten zwei der drei Gemeindeparlamente dazu auf, jüdische Geschäfte zu boykottieren. Öffentliche Aufträge erhielten Juden nicht mehr. Es ist überliefert, dass 50 Ingelheimer Juden auswanderten. Andere gingen in Großstädte und glaubten an die dortige Anonymität, was sich als Trugschluss herausstellen sollte. Ende 1937 waren nur noch 26 Juden in Ingelheim.

Diese wurden dann auch Zeuge, als am 10. November 1938 die Zerstörung der Ingelheimer Synagoge stattfand. Das Gebetshaus war 1841 an der Ecke Stiegelgasse/Jungfernpfad in Ober-Ingelheim erbaut worden. Als 1958 die Frage des Schadensersatzes festgestellt werden sollte, wurde die Synagoge als Eigentum der jüdischen Gemeinde anerkannt, sie sei „anlässlich des Pogroms niedergelegt“ worden. (Quelle: Meyer/Mentgen, a.a.O.) Die Kultgegenstände in der Synagoge wurden von der jüdischen Gemeinde in Mainz mit 87.500 Reichsmark beziffert, was allerdings von den Behörden nicht anerkannt wurde.

Lange Zeit wurde nach dem Krieg nicht über das Gebäude und seine Geschichte gesprochen. Erst am 24. 11. 1969 wandte sich die CDU- Stadtratsfraktion an den Bürgermeister. Ein ehemaliger Ingelheimer Bürger, der jetzt in Buonos Aires lebe, Dr. Curt Mayer, habe darum gebeten, eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge anbringen zu lassen. Drei Jahre später wurde eine Gedenktafel enthüllt, auf der zu lesen war: „Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Ingelheim. Sie wurde am 9. November 1938 zerstört“.

Heute finden jährlich am 9. November Gedenktreffen an der ehemaligen Synagoge an der dortigen Stehle statt. Auch Schülerinnen und Schüler von Ingelheimer Schulen treffen sich dort, um der Geschichte der Juden in Ingelheim zu gedenken.

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