10 Jahre Fairtrade-Stadt Ingelheim - Festveranstaltung im alten WBZ
Am 15. Januar 2015 erhielt die Stadt Ingelheim die Zertifizierungsurkunde, die sie als Fairtrade-Stadt auswies. Genau auf den Tag 10 Jahre später gab es eine Geburtstagsfeier, zu der viele Kooperationspartner geladen waren.
Wie Oberbürgermeister Ralf Claus in seiner Begrüßungsrede betonte, ging der Initiative ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2013 voraus. Man suchte Kooperationspartner, die man von der Idee des fairen Handels überzeugen konnte. Ralf Claus dankte dem Weiterbildungszentrum unter Leitung von Dr. Florian Pfeil, „das ein starker Motor dieser Bewegung“ wurde. Zwischenzeitlich haben sich vier Ingelheimer Schulen angeschlossen und auch bei den Kindertagesstätten sei der Gedanke angekommen. In der Stadtverwaltung gäbe es viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die „für den Gedanken des fairen Handels brennen“, so Ralf Claus. „Fairtrade ist auch Zusammenhalten von Vielen, unser Handeln hat mit dem, was in der Welt passiert, zu tun“. Alle zwei Jahre erfolgt eine Rezertifizierung, so dass eine stete Weiterentwicklung möglich ist. Als kleine Überraschung konnte Ralf Claus verkünden, dass ein „Eine Weltladen“ demnächst in den Innenstadtbereich kommen werde. Einen musikalischen Gruß gab es vom Chor der Präsident-Mohr-Schule, die ebenfalls Fairtrade School ist.
Dr. Dominique Gillebeert, Leiterin der Stabsstelle für Vielfalt und Chancengleichheit in der Stadtverwaltung, freute sich, als Gastredner Wolfgang Hees begrüßen zu können. Hees, selbst Biobauer, Landwirtschaftsmeister sowie Agrargeograf und –ethnologe referierte zum Thema „Erzeugung, Beschaffung, Lieferketten und Konsum in Zeiten des Klimawandels“. In seinen Beispielen bezog er sich schwerpunktmäßig auf Brasilien, da er dort viele Jahre gelebt hatte. „Hunger ist ländlich und weiblich“, so Hees. Ziel müsse daher die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft sein. Wer Ernährungssouveränität erreichen wolle, müsse die Erzeugung verändern, die Verteilung von Nahrungsmitteln überdenken und die Arbeitsbedingungen der ländlichen Bevölkerung verbessern. Dabei komme auch den Kommunen, den Kirchen und den Privatverpächtern besondere Bedeutung zu. Gemeinwohlverpachtung der Flächen müsse das Handeln bestimmen. In Brasilien dürfe nicht produktiv genutztes Land zu Zwecken der Agrarreform enteignet werden. Wenn Regierungen dies nicht umsetzten, käme es zu Landbesetzungen, die mit der Bearbeitung des Bodens einhergingen. Nach und nach würden Rechtsansprüche durchgesetzt, wobei man innerhalb von 5 bis 7 Jahren zum Erfolg käme. Auf diese Art und Weise seien 500.000 landlose Familien angesiedelt worden, die jetzt nicht mehr hungerten und Grundnahrungsmittel erzeugten. Von Europa aus könne man sich für gerechte Strukturen einsetzen, mit Schwerpunkt auf den Menschenrechten und Umweltstandards.
Als Fazit formuliert Hees, dass wir in Europa nicht auf Kosten anderer leben und uns in „solidarischer Selbstbeschränkung üben“ sollten. Eine Gesprächsrunde mit Kooperationspartnern und ein gemütliches get together beschlossen die Geburtstagsfeier.







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