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Ort: Nachweihnachtliche Spaziergänge durch Ingelheimer Stadtteile
Lokal • 31. Dezember 2022

Nachweihnachtliche Spaziergänge durch Ingelheimer Stadtteile

Nachweihnachtliche Spaziergänge durch Ingelheimer Stadtteile – ein historisch kulturelles Erlebnis

„Viele meiner Gäste sind erstaunt zu erfahren, was es in Ingelheim und Umgebung alles zu erkunden gibt“, berichtet Gästeführerin Helga Lerch über ihre Rundgänge durch Ingelheim und die verschiedenen Stadtteile. Heute möchte ich die Leser und Leserinnen dazu einladen, die Teile Ingelheims zu besuchen, die manchmal aus dem Blickfeld geraten, aber sehr viel zu erzählen haben.

Unsere Tour beginnt in Frei-Weinheim. Das ehemalige kleine Fischerdorf am Rhein gelegen, hat eine bewegte Geschichte, die natürlich durch den Fluss geprägt ist. Ursprünglich war Frei-Weinheim eine eigenständige Gemeinde und wurde erst 1933 am 1. April durch Erlass der Nationalsozialisten Teil der neu gegründeten Stadt Ingelheim. Und wie lebten die Fischer an diesem Ort? Darüber erfahren wir viel in dem kleinen Fischerhaus, das um 1850 aus Bruchkalksteinen errichtet wurde. Darin lebten Jacob Duch und 40 Jahre später Philipp Zerban, der als Fischer, Landwirt und Korbflechter tätig war. Eine große Zahl an Familienmitgliedern bewohnte das kleine Haus, denn viel konnte man sich nicht leisten. Wer dem Haus heute einen Besuch abstattet, staunt über die vielen, liebevoll zusammengetragenen Details, die einen guten Einblick in die Lebensverhältnisse der dörflichen Unterschicht geben. Lassen Sie sich überraschen und vereinbaren Sie einen Besichtigungstermin. Weiter geht es zu den Kirchen Frei-Weinheims. Unweit des Fischerhauses begrüßt uns die evangelische Gustav-Adolf Kirche, die 1910 eingeweiht wurde. Ein Glasfenster der Kirche ist König Gustav Adolf von Schweden gewidmet – daher auch die Namensgebung der Kirche. Die Holzausstattung ist noch original, die Jugendstil-Ausmalung rekonstruiert.

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Deutlich älter ist die katholische Pfarrkirche St. Michael aus dem Jahr 1762. Sie wurde auf dem Fundament der ehemaligen St. Nikolaus-Kapelle errichtet. Sehenswert ist die Replik eines Pestkreuzes.

Erholung findet der Besucher am nahen Rheinufer. Dort lädt die Mole zum Ausruhen und Beobachten der vielen Schiffe und Vögel ein. In den Sommermonaten empfiehlt sich ein Besuch im Sommergarten um sich zu erfrischen und zu stärken. Wir steigen in den Bus um das 1972 eingemeindete Groß-Winternheim zu besuchen. Hier wohnte früher der Adel. Ein imposantes Beispiel der einstigen Blüte ist der sogenannte Selztaldom, eine Pfarrkirche, die den Beinamen „Dom“ erhielt, weil das Bauwerk majestätisch beeindruckt und auf einer Anhöhe das Landschaftsbild prägt. Unbedingt sehenswert sind die Original-Glasfenster aus dem Erbauungsjahr 1888. Einige Schritte zu Fuß und wir erreichen den ehemaligen Selztalbahnhof, der heute in Privatbesitz ist. Das „Zuckerlottchen“, wie die Menschen die Selztalbahn liebevoll nannten, verband die Selztalgemeinden mit dem Frei-Weinheimer Rheinhafen. Der häufige Transport von Zuckerrüben führte zu der Namensgebung. Für viele Arbeiter, die aus dem Selztal nach Mainz oder noch weiter zur Arbeitsstelle kommen mussten, war die Bahn unentbehrlich. „Mein Opa arbeitete in Rüsselsheim bei Opel und musste jeden Tag von Partenheim zur Arbeit. Ohne das „Zuckerlottchen“ wäre das nicht möglich gewesen“, so Helga Lerch.

Und weiter geht es zu unserer nächsten Station – dem jüngsten Stadtteil Heidesheim. Auch hier empfiehlt sich die Anreise mit dem Bus vom Ingelheimer Bahnhof ausgehend. Übrigens: Wussten Sie, dass man in Ingelheim und allen Stadtteilen an Freitagen ab 18.00 Uhr bis Sonntag- Abend kostenlos mit dem Bus fahren kann? Und da man Orte am besten zu Fuß erwandert, bietet sich der Öffentliche Personennahverkehr an – keine Parkplatzsuche und keine Gebühren. Auf geht`s. Frisch renoviert und saniert präsentiert sich mitten im Ortszentrum die Burg Windeck, die Ritter Herdegen zu Winternheim bereits 1209 erbauen ließ. Sie diente als Bleibe, Gerberei und Lochmühle. Heute finden hier die Vereine Platz und sogar Trauungen werden vermehrt in diesem historischen Ambiente gewünscht. Direkt im Ortszentrum präsentiert sich das ehemalige Schul- und Rathaus, das als Bruchsteinbau im Jahre 1857 errichtet wurde. Die Jahreszahl ist in der hölzernen Eingangstür verewigt.

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Sehenswert ist auch die St. Philippus und Jakobus Kirche. Die Bauzeit geht auf das Jahr 1791 zurück, fertiggestellt wurde die Kirche 1811. 1960 erfuhr sie eine Erweiterung durch ein Querhaus. Beeindruckend sind drei lebensgroße Holzfiguren der Heiligen Theresa, Benedikt und Bernhard aus dem Jahr 1720. Das Chorgestühl entstand etwa um 1700.

Wer jetzt etwas Erholsames braucht, dem rate ich zu einer kurzen Fahrt nach Heidenfahrt, ein kleiner Stadtteil von Heidesheim. Das von 2001 bis 2004 umgestaltete Rheinufer, dient der Naherholung und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für Wanderer und Radfahrer. Promenade und Liegewiese laden zum Flanieren und Ausruhen ein. Viele Wasservögel tummeln sich am Ufer und lenken den Blick in den nahen Rheingau auf der anderen Rheinseite. Weiter geht es zu unserer letzten Station, Wackernheim. Auch dieser Stadtteil wurde erst kürzlich zusammen mit Heidesheim eingemeindet und ist jetzt Teil der Stadt Ingelheim. Wackernheim ist von viel Natur umgeben und liegt zwischen dem Naturschutzgebiet Rabenkopf und dem Mainzer Berg inmitten von Obst- und Gemüsefeldern. Schöne Wege führen durch die Landschaft und sind ein Highlight für Spaziergänger und Hundebesitzer.

Im Ort selbst gibt es die alte Schule zu besichtigen. Zuerst war der spätklassizistische Bruchsteinbau um 1840 ein evangelisches Gemeindehaus, später Pfarrhaus und ab 1828 Schulhaus. Torbogen und Umfassungsmauer sind besonders sehenswert. Auf dem Dorfplatz präsentiert sich das Dorfgemeinschaftshaus, das früher als Bullenstall diente. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1988 wurde das Haus umgebaut und dienst heute der Gemeinde als Treffpunkt. Auch Wackernheim hat zwei nennenswerte Kirchen: die evangelische Kirche St. Martin und die katholische Pfarrkirche Schmerzen Mariens. Erstere geht auf das Jahr 700 zurück, wurde aber während des 30-jährigen Krieges stark zerstört. Nur der Kirchturm blieb erhalten. Im Inneren der Kirche kann man den Taufstein bestaunen und der Dreymann-Orgel aus dem Jahr 1856 zuhören. Die Katholische Kirche wird stark von Gemeindemitgliedern unterstützt. Viele Arbeiten wie zum Beispiel die neue Fassade, der Innenanstrich und die Pflasterarbeiten wurden in Eigenarbeit geleistet. Und jetzt? Gönnen Sie sich jetzt einen guten Schluck Ingelheimer Rotwein. Nicht umsonst heißt unsere Stadt „Rotweinstadt“. Unsere vielen Weingüter und die Vinothek laden zu einer Weinprobe ein. Na dann prost und eine gute Erinnerung an unsere vielen attraktiven Stadtteile.

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