Wenn klassische Musik zu einer ganz persönlichen Flucht aus dem Alltag wird
Kurpfälzisches Kammerkonzert gibt Traumkonzert in der kING in Ingelheim
Viele waren gekommen, in bequemer Kleidung, allein oder in Begleitung. Wie bereits im letzten Jahr hatte das Kurpfälzische Kammerkonzert zu einem Traumkonzert eingeladen. Der große Saal der Ingelheimer Veranstaltungshalle war kaum wiederzuerkennen. Statt Stuhlreihen lagen orangefarbene Matten auf dem Boden, passend dazu eine kuschelige Decke, ein Kissen mit einem hygienischen Flies, das Musikprogramm und zwei Bonbons. Kleine bunte Lampen tauchten die Halle in angenehmes Licht. Sehr schnell waren die Karten vergriffen, denn es hatte sich herumgesprochen, dass dies ein Konzert der besonderen Art sein würde.
Liegen statt sitzen – worin liegt der Unterschied? Wer sitzt, der schaut, der beobachtet, dagegen entspannt man sich im Liegen total, die Augen sind geschlossen, nur die Ohren lauschen einem Konzert, das zum bewussten Innehalten einlädt. Viele Frauen waren gekommen, Männer sah man eher selten. Für diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht liegen konnten, waren auf der Empore Plätze bereitgehalten worden. Um 18.00 Uhr begann dann für 60 Minuten die Zeit stillzustehen.
Das Licht wurde gedämpft, Ruhe trat ein und die ungestörte Konzentration auf das Konzert konnte erfolgen. Unter der Leitung von Konzertmeister Sebastian Schmidt spielten die Mitglieder des Kammerkonzertes Werke von Bartholdy, Foote, Herbert, Bantock, Holst, Bruckner, Haydn, Reger, Tschaikowsky und Fuchs. Die Reihenfolge folgte den Schritten der Entspannung – mit Bruckners Adagio aus dem Streichquintett F-Dur im Zentrum der Ruhe – um dann am Ende mit Tschaikowsky und Fuchs langsam aus dem Zustand der Entspannung in die Wirklichkeit zurückzukommen.
„Ist denn die eine Stunde schon vorüber?“ hörte ich die Dame neben mir auf der Matte mit leuchtenden Augen fragen. Sie war – wie viele andere auch – einfach nur begeistert. „Man muss sich einlassen und dann kann man wunderbar entspannen“, war dann auch das oft gehörte Fazit am Ende des Traumkonzerts.
Um 19.00 Uhr räumte das Team der Ikum Decken und Flies weg um dann für die nächsten Besucherinnen und Besucher um 20.00 Uhr alles wieder in einen perfekten Zustand zu überführen.
Gerade in unserer oft zu hektischen Zeit ist ein Angebot wie ein Traumkonzert im Liegen eine für viele willkommene Auszeit vom Alltag. Die Vorfreude auf das nächste Jahr war vielen bereits anzumerken.
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