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Bauen & Wohnen • 24. April 2024

Fachtag Inklusives Wohnen: Ambulante Wohnformen für ein selbstbestimmtes Leben

Um Menschen mit Behinderung ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, braucht es mehr ambulante Wohnformen: „Die Hälfte aller Menschen mit Behinderungen, die Leistungen zum Wohnen beziehen, leben in Deutschland in stationären Wohnformen - auch im Landkreis Mainz-Bingen“, sagte Yvonne Bless: „Aber erfreulicherweise steigt auch die Zahl jener, die in ambulanten Wohnformen mit Assistenz leben.“ Die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen hatte im Rahmen der Fortschreibung des Aktionsplans der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) zum Fach-Vormittag „Inklusives Wohnen“ in den Kreistagssaal geladen. Neben einem fachlichen Input gab es Best-Practice-Beispiele, eine Podiumsdiskussion sowie intensive Diskussionen an vier Tischen.

Ziel des Tages war es, Handlungsempfehlungen für die Fortschreibung des Aktionsplans zu erarbeiten, um mehr selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen – in ambulanten statt stationären Wohnformen, denn: „Teilhabe ist ein Menschenrecht“, sagte Yvonne Bless. Dass es die ambulanten Wohnformen noch zu wenig gibt, kritisiert der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. „Es ist bereits einiges passiert, aber wir müssen noch mehr tun", fordert Marion Moos vom Institut für sozialpädagogische Forschung in Mainz. Sie führte durch den Vormittag, den die 2. Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn eröffnete. Auch für sie steht fest: „Niemand soll zwingend in einem Heim leben, wenn er Pflege benötigt, die auch anders organisiert werden kann.“

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Wie solch eine Wohnform aussehen könnte, zeigte einerseits das inklusive Wohnprojekt IGLU aus Ludwigshafen, das in Ingelheim vorgestellt wurde. Andererseits präsentierten der Ober-Olmer Ortsbürgermeister Matthias Becker und Thomas Junkes von „in.betrieb“ in Mainz ein Projekt aus der Ober-Olmer Obergasse. Die Ortsgemeinde hat hier 2021 ein altes Anwesen gekauft, um inklusives Wohnen zu ermöglichen. Im Vorderhaus leben derzeit bereits fünf Menschen mit Beeinträchtigung in einer Hausgemeinschaft – begleitet und unterstützt von „in.betrieb“. Im Hof ist derzeit noch eine eingestürzte Scheune sichtbar, die demnächst vollends abgetragen wird. Fünf Studenten-Appartements und eine Wohnung für inklusives Wohnen werden hier noch entstehen, in diesem Sommer geht es mit dem Bau voraussichtlich los. Matthias Becker plädierte bei der Projekt-Vorstellung eindringlich für ein schnelleres und pragmatisches Vorgehen, um solche Projekt zu unterstützen.

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Unterstützt wird die Gemeinde Ober-Olm bei dem Projekt in der Obergasse von der Kreiswohnungsbaugesellschaft (KWBG). Deren Anliegen ist es, in Mainz-Bingen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das Ober-Olmer Projekt passt aus diesem Aspekt gut ins Portfolio: „Integratives Wohnen hatten wir aber bisher noch nicht im Fokus“, sagte Geschäftsführer Gerhard Kopf, der an der Podiumsdiskussion mit Doris Leininger-Rill, 1.Beigeordnete der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Volker Conrad, Abteilungsleiter Soziale Hilfe beim Kreis, sowie der Peer-Beraterin Rhein-Main Inklusiv, Stefanie Geiser, teilnahm. Ein Umstand, den Kopf gerne ändern möchte, zumal sich die Anforderungen an die Kreis-Wohnbau derzeit bereits dahin erweitern. So ist in Hahnheim zum Beispiel der Bau eines Mehrfamilienhauses samt Kindergarten geplant. Und in Jugenheim arbeitet Kopf gemeinsam mit den Nieder-Ramstädter-Heimen an der Entwicklung eines Projektes, um die dort vorhandenen Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung und Senioren in ein zeitgemäßes Quartiers-Konzept umzuwandeln.

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