Die Neue Sachlichkeit - Kultureller Aufbruch in den 20ern des letzten Jahrhunderts
Kultur ist auch immer ein Spiegel des Zeitgeistes. Dies gilt umso mehr, als gerade die Zeit zwischen dem 1. Weltkrieg und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten markante Spuren in der Kunst hinterließ. Die Kunsthalle Mannheim widmet dieser Zeit eine große Ausstellung, die die politischen und sozialen Umwälzungen der Zeit in den Blick nimmt. 1925 ist Gustav F. Hartlaub Direktor der Mannheimer Kunsthalle. Genau in diesem Jahr eröffnet er dort die Ausstellung mit dem Titel „Die Neue Sachlichkeit“, in der 132 Kunstwerke zu sehen sind. 112 der damaligen Werke konnten in der aktuellen Ausstellung identifiziert werden – ob die restlichen Kunstwerke noch existieren, ist unklar.
Themen, die im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, sind die Auswirkungen des 1. Weltkrieges auf die Menschen, der – oftmals belastende – Alltag, Industrialisierung, das Menschenbild der Zeit, die Rolle der Frau aber auch Portraits, Stillleben und Landschaft. Die Abbildung einer nüchternen Wirklichkeit beherrscht das künstlerische Schaffen, der sich Künstler wie George Grosz, Otto Dix, Max Beckmann, Christian Schaad und andere widmen.
1921 malt George Grosz das Bild mit dem Titel „Grauer Tag“. Der im Hintergrund – auf einen Stock gestützte - Kriegsgeschädigte und der im Vordergrund karikierte Bürokrat, der für die Abwicklung der Kriegsfolgen verantwortlich zeichnet, sind durch eine Mauer getrennt – ihre Welten sind unvereinbar. Fritz Burmanns „Bettlerin“ aus dem Jahr 1924, zeigt schonungslos einen Abschnitt aus dem Leben einer Frau – abgemagert und blass – mit ihrem Kind ohne Zukunft. 1923 entsteht Max Beckmanns „Tanzbar in Baden-Baden“. Ein Bild ohne jede Emotionalität und starren Gesichtern.
„Die Neue Sachlichkeit“ färbt auch auf die Mode ab. Die Frisuren der Frauen werden kurz, die Kleider sind gerade geschnitten, auch Hosen sind möglich. Die emanzipierte Frau raucht, sie ist berufstätig und darf ihr Wahlrecht nutzen. In den Bildern der Ausstellung von 1925 finden sich jedoch keine Künstlerinnen – obwohl das Leben von Frauen in den 20ern fester Bestandteil der Kunst ist.
Während einige Künstler mit dem aufkommenden Nationalsozialismus zu kämpfen haben, da ihre Kunst als „entartet“ diffamiert wird und nicht mehr öffentlich ist, werden andere zu Helfershelfern der NS-Zeit, in dem sie das „ideale“ Familien- und Menschenbild der Nationalsozialisten darstellen. Die einen fliehen ins Ausland, andere werden sogar vom Militärdienst befreit und werden in die sogenannte „Gott Begnadeten Liste“ aufgenommen, wie Adolf Wissel mit seinem Bild „Bauernfamilie mit Eltern, Kinder und Großmutter“ (1939). Bei einem von der NSDAP ausgeschriebenem Wettbewerb – Familienbild – gewann das Bild den ersten Preis und wurde sogar von Adolf Hitler gekauft.
Die Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit“ ist noch bis zum 09. März 2025 in Mannheim zu sehen.
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