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Ort: Ingelheimer Marktplatz
Beginn: 02.08.2019, 00:00 Uhr
08/02/2019 00:00Berechnung...
Nahrhaft • 1. August 2019

Was ist gesundes Essen? - Mythen und Fakten

Was ist gesundes Essen? - Mythen und Fakten!
Der Ingelheimer Marktplatz widmet sich in einer neuen Serie den zahlreichen Mythen und Halbwahrheiten, die rund um das Thema Ernährung kursieren.

Ernährung bedeutet, den Körper mit dem zu versorgen, was er zum Leben an Energie, Vitaminen, Mineralien und Nährstoffen benötigt. Wissenschaftlich gesehen ist das relativ eindeutig: Ein bisschen Eiweiß aus Fisch, Fleisch, Milch oder Hülsenfrüchten, dazu Ballaststoffe, Obst und vor allem Gemüse. Möglichst wenig Alkohol und Zucker, dann macht man in der Regel nichts verkehrt. Leider ist es mit dem Essen wie mit Vielem: Der Überfluss und die totale Verfügbarkeit von Lebensmitteln haben die Sache unnötig kompliziert gemacht. Auf die Frage, was gesund ist, gibt es oft widersprüchliche Antworten von unterschiedlichen Akteuren, die oft eigene Interessen verfolgen.

Staatliche oder wissenschaftliche Institutionen, Lebensmittelindustrie, Gesundheitsgurus oder Influencer bei youtube. Wem soll man glauben? - Gegen die Maßlosigkeit -

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Eine Folge unseres Überflusses lässt sich konkret in Zahlen ausdrücken: Etwa 60 Prozent aller Männer und fast 40 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Seit einigen Jahren wächst aber auch die Zahl der Verweigernden und Verzichtenden. Sie ernähren sich aus persönlichen, gesundheitlichen oder politisch-ethischen Gründen vegetarisch, ovo-lakto-vegetarisch oder gleich vegan. Besonders für junge Menschen scheint Verzicht eine logische Reaktion auf XXL-Mentalität und die verunsichernde Vielfalt zu sein, die eine schwach regulierte Lebensmittelindustrie geschaffen hat. Die Begriffe saisonal, regional und ökologisch stehen für diese Gegenbewegung und eine Rückbesinnung auf einfaches, gesundes und leckeres Essen.

Ernährung kann auch ein Mittel zur Selbstfindung sein und mitunter pseudoreligiöse Züge annehmen. Der Verzicht auf Fleisch etwa kann den Bruch mit dem alten und den Beginn eines neuen Lebens symbolisieren. Essen zu instrumentalisieren oder zu problematisieren ist nicht ganz ungefährlich: So glauben immer mehr Menschen, spezielle Lebensmittel oder Stoffe nicht zu vertragen. Gluten und Laktose sind bekannte Beispiele für diese Entwicklung, die Jana Rückert-John, Professorin für die „Soziologie des Essens“ in Fulda, als „Pathologisierung von Unverträglichkeiten“ bezeichnet.

Die „Frei-von-Industrie“

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Umfragen zufolge sind gut 20 Prozent der Deutschen überzeugt, bestimmte Lebensmittel nicht zu vertragen. Obwohl statistisch betrachtet tatsächlich mehr Menschen allergisch oder sensibel auf manche Nahrungsmittel reagieren als vor 30 Jahren, ist die Zahl derjenigen, die wirklich an Unverträglichkeiten oder Allergien leiden, minimal. Soziologen sprechen von Ernährungshypochondern – von Menschen, die sich ohne Arztbesuch selbst eine entsprechende Diagnose ausstellen. Wenn dieses Verhalten zwanghaft wird, kann es schlimmstenfalls in eine Essstörung münden.

Die Lebensmittelkonzerne schlagen auch daraus Kapital: Sie haben aus dem sich wandelnden Konsumverhalten die so genannte „Free-From-Industrie“ entwickelt. Der Markt für diese Frei-von-Produkte boomt gewaltig: Zwischen 2016 und 2017 stieg allein der Umsatz mit glutenfreien Lebensmitteln in Deutschland um etwa 30 Prozent, mit laktosefreien um rund 20 Prozent. Die Werbung suggeriert positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden. Da aber beispielsweise glutenfreie Produkte oft mehr Fett und Zucker, dafür aber weniger gesunde Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten, sind sie selten wirklich gesünder. Auch vegane Lebensmittel sind oft hoch verarbeitete, industrielle Produkte von geringem Nährwert.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe: Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität.

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Bildquelle: Archiv / Markus Kohz

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